Ideen leiden unter zwei Extremen:
Es gibt nicht genug und es gibt viel zu viele.
Kevin Duncan
Unserer Erfahrung nach gibt es einen Hauptgrund, weshalb Gründer scheitern:
Aufgrund einer nicht ausgereiften, zu wenig weiterentwickelten, also „nicht runden“ Idee.
Wenn Gründer am Markt merken, dass ihr Produkt keiner haben will, war die Idee nicht rund. Wenn Gründer sich mit Anfangsinvestitionen übernehmen und zu hohe Fixkosten erzeugen, war die Idee nicht rund. Wenn Gründer aufgeben, weil ihnen das Geschäft keinen Spaß macht, war die Idee nicht rund. Wenn Gründern das eigene Geschäft entgleitet, weil sie zu wenig Einfluss auf das Geschehen haben, war die Idee nicht rund.
Eine richtig runde Idee ist also ein gewaltiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Eine Idee, die aus allen später beschriebenen Blickwinkeln rund ist, wird in der Regel zum Selbstläufer. Sie ist austariert und in sich schlüssig. Eben rund. Und was rund ist, das rollt. Es läuft. Im besten Fall von selbst.
Eine runde Idee hat zudem etwas Magisches an sich. Es ist als fügen sich plötzlich alle Puzzlesteine zusammen und man erblickt zum ersten Mal das Gesamtbild. Es ist wie der letzte Pinselstrich, der aus einem Bild ein Kunstwerk macht. Diese Metaphern machen deutlich, dass es äußerst schwer zu beschreiben ist, wann genau im Ideenentwicklungsprozess dies denn der Fall ist. Der Gründer spürt aber in der Regel, wann die Idee rund ist. Denn es ist der Moment, ab dem man absolut nicht mehr ruhig sitzen kann. Der Moment in dem man es trotz größter Disziplin nicht mehr schafft weiter zu feilen, sondern einfach in die Welt hinaus muss. Es ist der Moment, in dem es so richtig zu jucken beginnt.
Gute Idee?
Eine gute Idee muss 8 Kriterien erfüllen!
Ein gute Idee ist mit dir stimmig, im Kern einfach, anders als das Verfügbare, frei skalierbar,
finanziell tragfähig, gut getimed, von dir maßgeblich beeinflussbar und eine gute Idee juckt.
Was macht eine gute Idee aus?
In folgenden gehen wir im Detail auf die 8 Kriterien einer guten Idee ein.
Gute Idee Kriterium 1 - Stimmigkeit
Eine gute Idee ist stimmig mit dir. Eine gute Idee passt zu dir. Sie basiert auf deinen Stärken und Interessen. Sie kongruiert mit dir, wenn du so willst.
Sie ist mit deiner Person stimmig. Um erfolgreich zu sein, muss deine Idee ja auch vermittelt werden. An Partner, Freunde, Familie, Kunden, und so weiter. Das, was du bist, vermittelst du viel besser, als das, was du sagst, oder das, was du tust. Das, was du authentisch von Innen heraus machst, kauft dir deine Umwelt auch ab. Im direkten und im übertragenen Sinne.
Woher merkst du nun, ob eine Idee mit dir stimmig ist?
Ganz einfach: Sie basiert auf Dingen, die du gerne tust.
Denk doch mal kurz an etwas, dass du gerne tust. Musst du dich aufrappeln, um das, was du gerne tust, zu tun? Muss sich der Hobbyfussballer ständig aufrappeln, um ins Training zu fahren? Nein, es geht leicht von der Hand, denn es ist etwas, dass er von sich aus tut. Er tut es aus eigenem Antrieb. Eine stimmige Idee nutzt genau diesen Antrieb aus.
Eine stimmige Idee erkennst du in der Regel auch dadurch, dass du stark hinter der Idee stehst. Du stehst dafür ein. Du verteidigst die Idee, als wäre sie ein Teil von dir. Was sie in gewisser Weise ja auch ist.
Gute Idee Kriterium 2 - Einfachheit
Eine gute Idee ist im Kern einfach!
Das bedeutet nicht, dass die Idee einfach umzusetzen sein muss. Es bedeutet auch nicht, dass die Idee an sich einfach geboren wurde. Es bedeutet nur, dass der Kerngedanke, der der Idee zugrunde liegt, einfach ist.
Ein gutes Beispiel hierfür ist IKEA. Der Kerngedanke der IKEA Möbelhäuser von Gründer Ingvar Kamprad war, dass man Möbel als Bausatz günstiger anbieten kann, als fertig montiert. Ein Kerngedanke, der einfach und logisch erscheint. Natürlich kann man Möbel dann billiger anbieten. Man spart sich ja die Montagezeit. Einfach umzusetzen war die Idee aber keineswegs.
Damals waren Möbelbausätze zwar nicht völlig unbekannt, aber alles andere als verbreitet. Ein guter einfacher Kern wird oft völlig ignoriert, wenn er stark davon abweicht, wie etwas bisher gemacht wird. Konvention tötet häufig Funktion. Die größten Experten übersehen häufig gute Ideen, weil sie von der aktuellen Konvention, wie etwas bisher gemacht wird, einfach zu stark beeinflusst sind.
Stell dir doch kurz mal vor, Herr Kamprad sitzt bei seinem Bankberater, weil er für seine Idee Geld braucht. Er hat ihm die Idee gerade erklärt. Der Bankberater lächelt und sagt: „Herr Kamprad, bei aller Liebe. Möbel kann man fertig kaufen und sich liefern lassen. Wieso sollte sich irgendjemand Möbel selbst zusammenbauen wollen? Er muss in Ihr Möbelhaus, die Teile selber nachhause transportieren und sie dann auch noch selber zusammenbauen. Er braucht sein eigenes Werkzeug dafür. Er muss das Verpackungsmaterial selbst entsorgen und was wenn beim Zusammenbau etwas kaputt geht? Nicht jeder ist ein Tischler. Und dann noch ihre Idee mit dem Restaurant im Möbelhaus. Herr Kamprad. Wenn Kunden etwas essen wollen, fahren sie in ein Restaurant und nicht in Ihr Möbelhaus. Also alles in allem, tut uns leid aber da sehen wir kein Potenzial. Schönen Tag noch.“
Die Idee stieß damals nicht nur auf jubelnde Befürworter und das obwohl der Kern einfach war: Billigere Möbel.
Was wir damit hervorheben möchten:
Gute Ideen haben im Kern eine einfache und schlüssig vermittelbare Funktion.
Manchmal ist diese so tiefliegend, dass sie viel von der geltenden Konvention, also davon wie die Dinge bisher gemacht werden, in Frage stellt. Daher ist die Entstehung solcher Ideen häufig auch alles andere als einfach. Man muss außerhalb der Konvention, außerhalb des Üblichen denken. Häufig sind es daher oft viele kleine Ideen, die eine solche Idee wachsen lassen.
Kampard hat sich an die Idee von IKEA herangetastet. Er begann als Versandhändler von Kugelschreibern, nahm später erst Möbel ins Sortiment auf und so weiter. Die Idee kam nicht einfach wie ein Geistesblitz und war komplett. Er musste sie zusammensetzen, so wie die Kunden seine Möbel.
Gute Ideen wirken, wenn sie umgesetzt sind, häufig sehr simpel.
Sie lösen Reaktionen aus wie: „Stimmt, darauf hätte ich auch kommen können.“
Dieser Einfachheit liegt aber in der Regel ein mehrstufiger Wachstumsprozess zugrunde. Ein einfacher Kern heißt also nicht, dass die Idee einfach zu entwickeln oder einfach umzusetzen wäre. Es bedeutet, dass sie einen schlüssigen funktionalen Kern in sich trägt. Langfristig behauptet sich eine solche Funktion auch über die stärkste Konvention.
Gute Idee Kriterium 3 - Andersartigkeit
Eine gute Idee ist anders, als das aktuell Verfügbare.
Das bedeutet nicht bahnbrechend neu! Es bedeutet „nur“ anders. Dieser Unterschied kann sowohl gravierend als auch minimal sein. Oft reicht schon ein anderer Standort als anders sein aus. Es gibt ja auch in fast jedem Ort eine Hoferfiliale - Aldifiliale. Die Filialen sind nahezu identisch. Gleiches Service, gleiche Produkte, gleiche Preise. Nur der Standort ist unterschiedlich. Der Standort ist für
die ansässigen Kunden nähergelegen, als eine andere Filiale. Schon allein dieser Unterschied reicht aus, um das Geschäft rentabel zu betreiben.
Eine gute Idee ist also auf irgendeine Art und Weise anders, als das aktuell Verfügbare.
Gute Idee Kriterium 4 - Skalierbarkeit
Eine gute Idee erlaubt es dir mit geringen Investitionen klein und gewinnbringend zu starten und sie erlaubt es dir, den Gewinn theoretisch grenzenlos nach oben zu steigern.
Das erreicht man in der Regel durch Ideen, die einerseits stark von deiner persönlichen Arbeitszeit abhängen, sich aber andererseits zumindest in Teilbereichen von deiner Arbeitszeit entkoppeln lassen. Diese Punkte mögen sehr konträr wirken, sind es aber nach näherer Betrachtung nicht. Es gilt mit etwas zu beginnen, bei dem du möglichst nur deine Zeit investieren musst und es dann so zu gestalten, dass du deine Zeit nicht mehr investieren musst.
Das Modell sollte also so aussehen:
1.) Zu Beginn:
Wenn Kunden kommen findet es statt, sonst eben nicht und du hast frei. Das spricht in der Regel dafür, eine Dienstleistung anzubieten, die eben nur dann stattfindet, wenn du genügend Interessenten findest. Fixkosten entstehen nur minimal. Wir müssen keinen Mindestumsatz erzielen, da wir keine hohen Fixkosten decken müssen.
2.) Später:
Je mehr Kunden kommen, desto stärker soll sich das Geschäft dann von dir entkoppeln lassen. Ansonsten wärst du ja anhand deiner Arbeitszeit nach obenhin limitiert. Mehr als 24 Stunden am Tag kannst du ja nicht arbeiten. Bei einer guten Idee, die skalierbar ist, ist unser maximaler Höchstumsatz nicht beschränkt, da wir nicht an unsere persönliche Arbeitszeit gekoppelt sind.
Wir wollen also eine möglichst skalierbare Idee. Skalierbarkeit hat sehr viel damit zu tun, wie intelligent du dein Sortiment gestaltest. Ein gut entworfenes Sortiment schafft den Spagat aus Services, die ohne dein Zutun laufen ohne, dass durch die Automatisierung dabei Kundennähe und deine Handschrift verloren geht.
Wie du ein stimmiges, skalierbares Sortiment entwirfst liest du hier.
Gute Idee Kriterium 5 - Finanzielle Tragfähigkeit
So stimmig, anders und einfach die Idee auch ist, stellt sich natürlich die Frage, ob sie auch finanziell tragfähig ist.
Du musst dir die ehrliche Frage stellen, ob jemand bereit ist dafür zu zahlen und wenn ja, wieviel. Dann bedarf es einer Aufstellung deiner Kosten, der wir eine Umsatzschätzung gegenüberstellen, um grob zu erkennen, ob das so klappen kann oder nicht. Erst dann wissen wir, ob die Idee dich finanziell auch trägt. Das ist keine Raketenwissenschaft und relativ schnell errechnet. An diesem Punkt geht es nicht darum genaue Zahlen zu kreieren, sondern darum ein Bauchgefühl zu bekommen, ob die Richtung so stimmen kann. Wichtig ist es hier transparent und dir selbst gegenüber ehrlich zu sein.
Es ist natürlich auch möglich eine Unternehmung nebenbei, also in Teilzeit, aufzubauen. Du kannst ein paar Stunden pro Woche in die Unternehmung investieren und sie langsam aufbauen. In diesem Fall spielt die finanzielle Tragfähigkeit noch keine große Rolle. Dennoch solltest du ein Augenmerk darauf haben, ob die Idee in Vollausführung dich denn tragen könnte.
Wie du deine Idee auf finanzielle Tragfähigkeit überprüfen kannst, liest du hier in unserem Ideencheck.
Gute Idee Kriterium 6 - Timing
Es gibt für fast jede Idee einen günstigen Startzeitpunkt. Bei manchen Unternehmungen liegt dieser auf der Hand.
Einen Eissalon wirst du beispielsweise nicht im Dezember eröffnen.
Die Urlaubszeit im Juli und August eignet sich für Ideen, die in der Freizeit der Kunden stattfinden, wesentlich besser als für die Eröffnung einer Unternehmensberatung.
Beachte aber auch die Planungsfenster deiner Kunden. Viele planen ihren Sommerurlaub schon lange vor der tatsächlichen Urlaubszeit. Wenn du ein Reiseservice im Juli eröffnest, entgeht dir womöglich das gesamte Sommergeschäft.
Bei anderen Ideen ist der Zeitpunkt eher subtiler erkennbar und nicht ganz so gravierend. Wir wollen den richtigen Zeitpunkt daher auch nicht überstrapazieren. Wichtig ist eigentlich nur, dass du sofort beim Start deine Kunden erreichen kannst. Wenn sie gerade nicht verfügbar sind, wenn du startest, ist das sehr, sehr kontraproduktiv.
Gute Idee Kriterium 7 - Reiz
Bei guten, runden Ideen merkt der Gründer meist schon sehr bald, dass es irgendwie juckt. Er hat das Gefühl irgendwo in sich einen Nerv getroffen zu haben. Es fühlt sich richtig an. Es kribbelt. Es ist wie am Abend bevor man in Urlaub fährt. Man will eigentlich schon los, aber es ist noch nicht soweit. Du merkst schon, es ist schwer zu beschreiben.
Du wirst wissen, wenn es so weit ist.
Gute Idee Kriterium 8 - Beeinflussbarkeit
Wenn alle oben beschriebenen Blickwinkel die Idee rund erscheinen lassen, stellt sich noch eine essentielle Frage. Wenn du diese nicht mit JA beantworten kannst, bekommt die so rund wirkende Idee eine gehörige Macke und beginnt kräftig zu eiern.
Die Frage lautet: Kannst DU den Erfolg der Idee maßgebend beeinflussen?
Wenn deine Idee mit dir stimmig ist, auf einer klaren einfachen Funktion basiert, die dem Kunden Mehrwert bietet, sie anders ist als das aktuell Verfügbare, du klein damit beginnen kannst und nach oben hin nicht beschränkt bist, du finanziell von der Idee getragen werden kannst, es bereits in dir juckt loszulegen und die Idee gut getimt ist, dann musst du noch ein Kriterium beeinflussen:
Du musst genügend potentielle Kunden erreichen.
Da alles andere rund ist, brauchen wir uns nicht zu sorgen, dass niemand unser Produkt kauft, wenn er denn davon erfährt. Der Knackpunkt liegt darin potentielle Kunden darüber zu informieren. Genau jenes Erreichen potentieller Kunden muss in deinem Einflussbereich liegen. Es
heißt nicht, dass du alles selber machen musst. Es heißt nur, dass es in deinem Einflussbereich liegt und du nicht vom guten Willen anderer abhängig bist. In manchen Märkten gibt es
Eintrittsbarrieren, die schwer beeinflussbar sind. Das können gesetzliche Rahmenbedingungen sein, der gute Kontakt zu einer gewissen Institution, sehr lange notwendige Testabläufe für neue Produkte und dergleichen. Eine Barriere muss nicht gleich bedeuten, dass es sich um keine runde Idee handelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das Überwinden der Barriere maßgebend beeinflussbar ist und ob die Barriere Einfluss auf andere Kriterien hat, zum Beispiel auf die Skalierbarkeit. Häufig muss man solche Barrieren mit großer finanzieller Eigenleistung überwinden.
Davon raten wir bei Erstgründungen ab. Es gibt genügend Ideen, die ohne Barriere von Null auf realisierbar sind und dadurch voll beeinflussbar bleiben.
Generell gilt:
Je geringer dein Einfluss ist, desto höher dein Risiko.
Bei einer wirklich runden Idee entscheidest nur du, ob du Erfolg hast oder nicht!
Solche Ideen wollen wir hier also:
Wir wollen eine stimmige, im Kern einfache, anders als das Verfügbare, frei skalierbare, finanziell tragfähige, gut getimte, von dir maßgeblich beeinflussbare Idee, die juckt. Dann los, auf die Suche.
Wir wünschen dir viel Erfolg und Freude mit deinem Business!